Lange her ... Lyrik. Hier ein paar Kostproben.


Siebenbürgen

Es war einmal ein Land

da komm´ ich her.

Nicht wirklich ich, vielmehr

mein Vater, der es noch gekannt.

 

Ein Land, gerahmt von Träumen,

gebettet in Kristall,

mit Wäldern, reich und üppig,

Geruch nach Feld und Stall.

 

Ein Land, mit Völkern vielen,

die friedlich dort vereint.

Mit Liedern von Zigeunern,

der Geige, die geweint.

 

Ein Land mit Tänzen fröhlich,

mit Burgen, alter Stadt,

mit Pferden, die gemächlich

den Weg entlang getrabt.

 

Das Kornfeld wogt im Winde

die Sonne golden wärmt.

Der Vater war ein Kinde

das fröhlich dort gelärmt.

 

Mit Bär und Wolf und Sagen

von Dracula, dem Fürst.

Der Hirsch, der Fuchs, sie lagen

unterm Karpatenfirst.

 

Mit Mägden, bunt gekleidet,

die Sichel in der Hand.

Mit Arbeit und mit Liedern

es war ein reiches Land.

geschrieben 1989
Foto oben: Făgăraș, aus dem Familienarchiv

 

Fotos unten: Sibiu, Făgăraș , 2010

Kanu-Tour in der Au

So nah bei meiner Stadt,

da liegt ein alter Wald,

der große Bäume hat

und Wasser, still und kalt.

 

Die Donau hat geboren

dies Land vor langer Zeit,

ich hab´s mir auserkoren

zu finden stille Freud´.

 

Nur übers Wasser komm´ ich

an manchen alten Strand

und ahne, wie einst aussah

mein ganzes Heimatland.

 

Ganz leise taucht das Paddel

ins tiefe, kühle Nass,

ich denk´an Elfen-Adel

und Nixen, schön und blass.

 

Das Licht der Sonne flimmert

ganz warm durch´s Blätterdach.

Das Wasser um mich schimmert,

ich folg dem Silber nach.

 

Der Elfenkönig winkt mir,

so scheint´s, hinter dem Baum.

Das Donauweibchen flüstert,

als wär´s nicht nur ein Traum.

 

Ganz plötzlich warmer Regen,

der fällt auf mein Gesicht.

Der Donnergott bring Segen,

ich fürcht´die Blitze nicht.

 

Ich spür´die Elemente,

ihr Ruf hat mich erreicht.

Ich bin hier keine Fremde

und fühl´mich ruhig und leicht.

 

Für heut muss ich verlassen

das sanfte, stille Land

und fahr´auf alten Straßen

zurück in meine Stadt.

geschrieben in den späten 80ern
Foto: Tullner Au

Kritik

Ein böses Wort ist schnell entschlüpft

du hältst es nicht mehr auf.

Ein Herz, das einst vor Freud´ gehüpft

gebremst in seinem Lauf.

 

Hat einst gesungen diese Stimm´

sie schweigt in Tränen nun.

Und glaubst du auch, es sei nicht schlimm,

so endet manches Tun.

 

Kritik zu tun ist wohl so leicht,

für den, der selbst nichts kann.

Und sind heut´ meine Augen feucht,

das hat das Wort getan.

 

Das böse Wort war nicht gemeint

so ernst wie es verletzt

und die, die sah´n wie ich geweint

sind heute ganz entsetzt.

 

Vergess´ ich auch das böse Wort

und Freundschaft bleibt erhalten,

so werd´ ich nun an jedem Ort

mein Tun ganz ernst verwalten.

 

Vorbei sind singen, lachen, Spaß,

die Vorsicht nun regiert.

Ein kleines böses Wort nur war´s,

das dazu hat geführt.

Foto: Syrakus


Meiner rumänischen Grossmutter

 

 

 

 

Es war einmal ein Leben

das ich nur kurz gekannt.

Den größten Teil der Zeit

war sie im fernen Land.

 

Die Frau, sie war die Mutter

von meinem Vater lieb,

ich habe sie nur alt gekannt

seit sie hier bei uns blieb.

 

Sie wusste viel´ Geschichten,

die lange schon vorbei,

die fern von hier geschehen,

uralt und doch so neu.

 

Von Dörfern, Straßen, Wäldern,

von Wölfen in der Nacht.

Die Orte wo sie lebte,

vergangen sind sie sacht.

 

Von Bauern, Schnee und Kirchen,

von Krieg hat sie erzählt,

die Zeit verging im Fluge,

wenn sie ein Wort gewählt.

 

Ein Stück Geschichte ging wohl

mit ihrem Tod dahin.

Das Land, das gibt es nicht mehr

nur mehr im Herzen drin.

 

Das Land war ihre Heimat,

auch mich zieht es dorthin.

Ich werd´ es nicht vergessen,

wenn ich auch ferne bin.

 

Foto: Rosa geb. Vormittag, ca. 1918

Ungarn,                                  in den 70ern

Es liegt ein Land, nicht fern

dem unseren.

Dort bin ich gern.

Das mag wohl wundern.

 

Die Leute dort sind arm

und leben sehr bescheiden.

Doch ihre Gastfreundschaft ist warm,

ich mag sie gerne leiden.

 

Auf kahle Fläche brennt

im Sommer heiß die Sonne.

Wer diese Gegend kennt,

fragt sich, wer dort gern wohne.

 

Die Ebene liegt tief

und Nebel hängen drin.

Ich frag´ mich, was mich rief,

wenn ich im Herbst dort bin.

 

Doch fruchtbar ist das Land

und tüchtig sind die Leute.

Seit ich sie hab gekannt,

sie sind viel reicher heute.

 

Versteh´n sie doch zu leben,

genießen kleines Glück.

Und gibt´s doch manches Streben

in alte Zeit zurück.

 

Die Sprache ist mir fremd

und unmöglich zu lernen.

Und doch zieht es mich hin,

ich komme immer gerne.

 

Hab´ Freunde dort gefunden

die mich gar viel gelehrt

und haben mich gebunden

ans Land, das ich verehrt´.

Foto: Sonnenuntergang aus dem fahrenden Zug Wien - Budapest

Am Grabe (meines Onkels Lutz, 1988)

Da liegst du nun

nach einem langen, langen Leben

was blieb von dir

von deiner Mühsal, deinem Streben.

 

Ein weißer Stein mit klarer Schrift

die Kerze, ein paar Blumen

deine Geschichte kennt man nicht

sie ist so fremd wie Runen.

 

Wo bist du jetzt

wo hast du Trost gefunden

nachdem man dich verletzt hat

und geschunden?

 

Wo bist du jetzt

hast eine neue Heimat du entdeckt?

In Leben hast du oftmals fliehen müssen

und hast dich oft versteckt.

 

Wer denkt an dich

nachdem die Deinen mit dir gingen

und nichts blieb als der Wind

und überm Grab 

nun fremde Stimmen klingen.



 

Entstanden sind alle diese Reime in den 70ern und 80ern. Ich habe sie zufällig wieder unter meinen Sachen gefunden. Manche erinnern an konkrete Erlebnisse, manche an Stimmungen, einiges davon ist rückblickend ganz schön kitschig. Trotzdem, es sind Gedichte von mir und sie kamen im Moment ihrer Entstehung direkt aus dem Herzen. Die Fotos stammen von mir oder aus dem Nachlass meines Vaters.