April 2023: Die Kunst des Stopfens

Eine alte "Kunst" neu enteckt

Alle reden von Nachhaltigkeit und vom Reparieren alter Sachen. Meine Mutter hat Feinstrümpfe noch zum "Repassieren" gebracht und Socken, gröbere Strumpfhosen und Bekleidung aus Strick selber "gestopft" (oder "geflickt"). Das Stopfholz (Foto links und unten 1) habe ich noch, und in letzter Zeit kommt es zu neuen Ehren und wird wieder erstaunlich häufig verwendet. 


Einfaches Stopfen funktioniert wie Weben. Das Stopfholz dient als "Unterlage", über die der beschädigte Stoff gelegt wird. Erst näht man mit der Stopfnadel (eine dickere Nähnadel) die "Kettfäden" über die beschädigte Stelle und dann "webt" man die "Schussfäden". Für das einfachste Muster (Foto links und 2) führt man den "Schussfaden" je einmal vor und nach dem Kettfaden durch und in der nächsten Reihe zuerst nach und dann vor den Kettfaden. Mit etwas Übung sieht das sehr exakt aus, und mit etwas Mut verwendet man absichtlich auffällige Farben und benutzt die Stellen als Gestaltungselement (Fotos 3-5).

Anleitungen zum Stopfen von Löchern findet man in großer Zahl im Internet, zum Beispiel > hier oder auf YouTube.


Jacke im Trachtenstil*

Früher nannte man es "Austrian Look", später "Landhausstil", und berühmte Modeschöpfer weltweit haben sich durch die Jahrzehnte dieses Stils angenommen. Zwischendurch völlig aus der Mode bis beinahe verpönt, ist die Tracht wieder - auch im urbanen Umfeld - auf dem Vormarsch, und eigentlich passt Kleidung mit "trachtiger Anmutung" zu fast jeder Gelegenheit, dabei muss es sicher nicht gleich ein Dirndl mit perfekt abgestimmten Accessoires sein. Ein "trachtiges" Element genügt mitunter, um diesen ganz eigenen Stil auszudrücken. 

 

Im konkreten Fall habe ich den Schnitt der > Jacke aus Wollstoff vom Februar verwendet.  Hellgrauer Loden, grüne Besätze und Wollborte (Fotos 6-8) sowie Metallknöpfe mit Wappen- und Jagdelementen (Fotos 9-10) sollten den Schnitt in völlig neuem Licht erscheinen lassen. Die (abnehmbare) Borte soll an alte Uniformen mit "Adjutantenschnur" erinnern, die unregelmäßig angebrachten (Zier-)Knöpfe sollen nicht nur der Idee die Strenge nehmen, sondern auch von den Metalldruckverschlüssen (Foto 12) ablenken. Die Jacke ist angenehm warm und passt durch die lockere Form auch über Pullover und durch den hochgeschlossenen Kelchkragen benötigt man keinen wärmenden Schal. Ich trage sie gern zu schwarzen oder dunkelgrauen Jeans und fühle mich damit (fast) immer richtig angezogen.

*Ich betrachte Saris, Qipao-Kleider oder Rumänische Blusen ebenso als Trachtenstil .
Wer mich kennt weiß dass ich auch diese Elemente gern in meine Bekleidung integriere, auch auf die Gefahr hin dass dies als "Aneignung fremden Kulturguts" betrachtet werden könnte.